Gemeinsame Stellungnahme der „Kampagne zur Beendigung von „Ehrenmorden“, WISE Initiative und ICAVI

Wir verurteilen aufs Schärfste, Schulen anzugreifen, protestierende Schüler einzusperren und sie in sogenannte Reform- und Bildungszentren zu schicken.

Frau Catherine Mary Russell, UNICEF-Exekutivdirektorin

Frau Reem Alsalem, Sonderberichterstatterin für Gewalt gegen Frauen und Mädchen

Herr Javid Rehman, Sonderberichterstatter für die Menschenrechtslage im Iran

Nach der Ermordung von Mahsa Amini, einem 22-jährigen Mädchen durch die "Sitten-Polizei" haben die Menschen im Iran ihre Wut und Unzufriedenheit nach 43 Jahre Unterdrückung mit großangelegte Proteste zum Ausdruck gebracht,  die seit einem Monat in mehreren Städten im Iran und auch im Ausland andauern.  
Eines der herausragenden Merkmale dieser Proteste ist die mehrheitliche Anwesenheit junger Menschen und sogar Grundschülern. Eine Generation, die ihren Hass auf die Lehren des politischen Islam mit aller Macht zeigt. Indem sie ihre Kopftücher verbrennen und zeigen, dass sie nicht länger unter der Last des frauenfeindlichen Systems stehen wollen. 
Während der Proteste haben die Behörden, anstatt auf die Stimmen der Menschen zu hören, alle Arten von Repression gegen die Demonstranten eingesetzt. Die Unterdrücker haben keine Skrupel, Menschen auf der Straße anzugreifen und aufzuhalten, Studenten der Sharif-Universität einzukesseln, andere Universitäten und sogar Mädchen-Grundschulen anzugreifen.

Von den aktuellen Protesten wurden Videos veröffentlicht, in denen zu sehen ist, wie von den Sicherheitskräften Tränengas in den Innenhof einer Schule gefeuert ,  Schüler festgenommen und mit Krankenwagen abtransportiert wurden. Nachdem eine Reihe von Schülerinnen am Donnerstag, dem 13. Oktober, in der Oberschule „Shahed Rani Nizam“ in der Stadt Ardabil protestiert und Parolen gegen die aktuelle Situation laut skandierten, griffen Sicherheitskräfte die Schule an. Sie schlugen die Schüler und unter Mithilfe der Direktorin (Frau Azra Fatehi ) und ihrer Stellvertreterin (Frau Afzali) wurden 7 Schüler festgenommen. Außerdem  wurde eine Schulleiterin in Karaj “ Frau Masoume Oqabneshin“ festgenommen, weil sie mit den Sicherheitskräften nicht  zusammengearbeitet und das Bildmaterial aus der Überwachungskamera  der Schule gelöscht hatte.

Der iranische Bildungsminister, Yousef Nouri, bestätigte die Verhaftung von Studenten während der aktuellen landesweiten Proteste in einem Interview mit „Sharq“. Ohne deren Zahl zu benennen und ohne den Tod von 28 Studenten zu bedauern. Er kündigte an , dass „einige der Schüler für Erziehungsmaßnahmen  und zur Ertüchtigung an psychologische Zentren überwiesen wurden, um zu verhindern, dass sie zu asozialen Charakteren werden."

Es ist sehr bedauerlich, dass jemand, dem die geringsten Kenntnisse im Bildungsbereich fehlen, Bildungsminister ist. Denn mit verantwortungslosen und unwissenschaftlichen Äußerungen zeigte er, dass er den Unterschied zwischen einem protestierenden Studenten und einem Kriminellen noch immer nicht kennt. In seiner Unwissenheit reicht es aus, dass er nicht weiß, dass er nach den Grundsätzen der Kinder- und Jugendpsychologie kein Recht hat, festgenommene Schüler und Jugendliche abzustempeln.

Die Kampagne zur Beendigung von „Ehrenmorden“ verurteilt das Verhalten und die Äußerungen des Bildungsministers und allen Zuständigen, deren Entscheidungen und Handlungen zur Militarisierung des Bildungssystems führen, aufs Schärfste. Wir betrachten die Inhaftierung von Schülern als Verstoß gegen die Konvention über die Rechte des Kindes und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.

Die Kampagne gegen "Ehrenmorde" verurteilt aufs Schärfste die Einweisung der protestierenden Studenten und Schülern in das sogenannte "Reform- und Bildungszentrum". Alle festgenommenen Schüler und  Studierenden müssen unverzüglich und ohne Auflagen freigelassen werden.
#frau_leben_freiheit

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