Erklärung der „Kampagne zur Beendigung von Ehrenmorden“ anlässlich des 25. Novembers, dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen!

Seit 1981 ist der 25. November der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Der Tag wurde gewählt, um an die kollektive Entschlossenheit zu erinnern, Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen. Jedes Jahr, vom 25. November bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, wird als „16 Orange Tage“ bezeichnet, um den Ländern die Möglichkeit zu geben, strategische Pläne zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen zu entwickeln.

Letztes Jahr wurde im Iran, nach der Ermordung der von Mahsa (Zhina) Amini durch die Sittenpolizei, wegen des „schlechten Hijab“ die revolutionären Frauen-Leben-Freiheitsbewegung gegründet. In dieser Bewegung reihten sich Frauen und Mädchen in die Geschichte der Frauenbewegung ein, mit ihrer umfassenden Präsenz im Kampf gegen staatliche, häusliche, traditionelle, sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt. Für ihre Mut und Entschlossenheit ernteten sie die Bewunderung der Welt.

Trotz der massiven Unterdrückung von Frauen durch die Islamische Regierung, wie Verhaftungen, hohen Geldstrafen und der Erblindung einer Reihe von Männern und Frauen, die gegen staatliche Gewalt gegen Frauen protestierten, demonstrierten Frauen ohne Hijab in der Hauptstadt und einigen Großstädten gegen 44 Jahre Demütigung und die Einführung der obligatorischen Hijab. Sie wollen der islamischen Regierung zeigen, dass sie sich nicht mehr an das frauenfeindliche Hijab-Gesetz halten werden.

Nach der weltweiten scharfen Kritik wurde die „Sittenpolizei“ offenbar aufgelöst. Dennoch konfrontierte die Regierung die Frauen mit anderen gewalttätigen Maßnahmen, wie z.B. Beschlagnahmung von Autos, Verhängung von Geldstrafen, Nutzungsverbot für öffentliche Verkehrsmittel.   In jeder Straße und in jeder Ecke sind die Frauen mit sogenannten „Hijabban“ konfrontiert, die mit unterschiedlichen Vorwänden körperliche und verbale Gewalt anwenden. Der Mord an Armita Gravand ist ein weiteres Beispiel für nackte Gewalt gegen Frauen, weil sie sich weigern, den obligatorischen Hijab zu tragen.

Obwohl die Gewalt gegen Frauen ein globales Problem ist, hat dies in Ländern, in denen Frauen unter islamischer Herrschaft leben, verschiedene Facetten: Zusätzlich zu den Gesetzen, die diskriminieren sind die Frauen Kinderehen, Zwangsheiraten, mütterliche Kindheit, weibliche Genitalverstümmelung, erzwungene Schwangerschaften und häusliche Gewalt ausgesetzt.

Weltweit erleben wir aufgrund des Anwachsens des religiösen Fundamentalismus eine Zunahme der Gewalt gegen Frauen und einen Rückschritt im Bereich der Frauenrechte, die das Ergebnis von mehr als zwei Jahrhunderten des Kampfes für die Gleichstellung der Geschlechter und die reproduktiven Rechte sind. Ungleichheiten in der Machtstruktur, der Kultur, der Gesellschaft und dem Recht setzen Frauen und Mädchen allen Formen von Gewalt aus, was zu sexuellen, psychischen und körperlichen Schäden an Frauen und Mädchen führt. Sechs Länder, wie die USA, Iran, Somalia, Tonga und Palau sind der „Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau“ bisher nicht beigetreten.                                                                                                                                                                                     Im vergangenen Jahr waren wir Zeuge eines Widerstandes von Frauen. Insbesondere die junge Generation, haben ihre Vision von einer Welt, die die alte und dunkle Denkweise des Mittelalters der Menschheit überwunden hat. Sie wollen eine bessere Welt aufbauen, eine Welt frei von Gewalt. Iranische Frauen sind dabei, die islamischen Gesetze außer Kraft zu setzen, durch die Männer sie als Eigentümer ihres Körpers und ihrer Seele betrachten. Sie wollen solche alten Traditionen niederreißen, und neue Strukturen aufbauen, die sie schützen.

Iranische Frauen haben dem islamischen Regime und den Männern, die sie bis als ihr Eigentum betrachteten, gezeigt, dass sie nicht „die Ehre des Mannes“ sind und dass keine Macht das Recht hat, über ihre Körper zu bestimmen.

Gemeinsam mit den Frauen im Iran werden wir die brutalste Form der Gewalt und Unterdrückung in der iranischen Gesellschaft bekämpfen, die im Namen der „Ehre“ im Laufe der Jahrhunderte vielen Frauen das Leben gekostet hat.

Wir, die Kampagne zur Beendigung von „Ehrenmorden“ rufen anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen gemeinsam aus:

„Frauen sind niemandes Eigentum!“ Niemand wird als „Ehre“ einer anderen Person definiert“!


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